Migrant authors from Southeastern Europe and the transfer of intangible heritage (MASETIH)
Welche Forschungsfragen stehen hinter MASETIH?
Das Projekt hinterfragt Diskurse, welche ein europäisches Kulturerbe im Konflikt zu Migranten und Minderheiten sehen, und untersucht die Rolle der Literatur in der Verhandlung von (trans)nationalen Identitäten und ein plurikulturellem Kulturerbe, von den 1980er Jahren bis zur Gegenwart. Das Ziel ist es, den Transfer und die Bewahrung von immateriellen Formen des Kulturerbes (wozu gemäß der UNESCO Konvention von 2003 u.a. Sprache und Dialekt, religiöse Riten und Kunsthandwerk zählen) in literarischen Texten (inklusive performativer Sprachkunst wie z.B. poetry slam und Stand up Comedy) von Migranten aus Südosteuropa bzw. dem ex-jugoslawischen Raum zu erforschen. Dazu gehört auch die Rolle von Kulturerbe und Kunst im Alltag von Migranten. Als komparatistisches und interdisziplinäres Projekt hebt es bis dato vernachlässigte Aspekte des kulturellen Transfers hervor, wie beispielweise die Rolle von Geschlechteridentitäten und Affekten. Basierend auf der Vorstellung, dass Kulturerbe sich aus zahlreichen „Verbindungsketten“ (R. Harrison) zwischen Menschen, Orten, Objekten und Praktiken zusammensetzt, geht das Projekt den strukturellen Mechanismen und Netzwerke nach, welche kollektive Formen von Identitätsstiftung durch literarische Texte definieren und in Umlauf bringen. Zu diesem Zweck wird insbesondere die Rolle des linguistischen, religiösen und politischen Kulturerbes (sowohl in Österreich und Deutschland, als auch in den jugoslawischen Nachfolgestaaten) hervorgehoben, da migrantische Autoren auf diese drei Kategorien zurückgreifen, um gängige Narrative der kulturellen und nationalen Homogenität infrage zu stellen, und sich widerkehrenden Forderungen nach Assimilation zu widersetzen.
Hauptaspekte des Forschungsprojekts
Das Projekt untersucht, auf welche Weise migrantisches Kulturerbe durch den komplexen und dynamischen Austausch 1. mit dem Gastland (Österreich oder Deutschland) 2. mit anderen migrantischen Gruppen in diesen Ländern und 3. mit Netzwerken im Herkunftsland beeinflusst wird.
Methodologie
Zur Analyse dieser Forschungsfragen wird sowohl ein literarisches, interkulturelles Close Reading der primären Texte als auch eine Diskursanalyse der migrantischen Literatur zu Kulturerbe vorgenommen; beide Methoden werden im Kontext von feministischen Theorien aus der Kulturwissenschaft, Literaturwissenschaft und Humangeographie situiert. MASETIH soll zu einem tieferen Verständnis von nationaler Identitätsbildung, kollektivem Gedächtnis, Geschlechterrollen und transnationalem Kulturaustausch im 20. und 21. Jahrhundert beitragen.